Dann laufen Sie leider Gefahr, dass Ihr Hund an Hüftgelenksdysplasie (HD) erkranken kann- vor allem wenn es sich um eine große Rasse handelt. Eine gute Abstammung garantiert Ihnen leider keinen perfekten Hund, da die HD nicht nur von einem, sondern mehreren Genen verursacht wird. Einen Welpen aus einer guten Zucht zu kaufen, erhöht nur die Wahrscheinlichkeit, dass das Tier, so wie seine Eltern, keine HD bekommen wird. Hübsche Eltern machen eben nicht immer hübsche Kinder! Eine Untersuchung der Hüftgelenke ab 12 Wochen mit dem PennHIP® Verfahren ermöglicht eine angeborene HD frühzeitig und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erkennen.
Was genau ist PennHIP®?
Die PennHIP® Methode ist eine röntgenologische Vorsorgeuntersuchung auf HD, die an der Universität von Pennsylvania im Rahmen des Pennsylvania Hip Improvement Programs entwickelt wurde. Drei Spezielle Röntgenaufnahmen in Narkose erlauben eine präzise Vorhersage, ob das jeweilige Hüftgelenk später an einer Arthrose erkranken wird. Weder die Narkose noch die Röntgenaufnahmen stellen ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Je eher der Tierbesitzer weiß, ob sein Hund eine HD hat oder nicht, desto früher können Folgen wie Schmerz und Arthrose vermieden werden. Die frühzeitige Erkennung eines ausgeprägten HD-Risikos erlaubt vorbeugende Massnahmen zu ergreifen, so dass die HD Entwicklung gestoppt bzw. gebremst wird.
Die Einwirkung und Veränderung der Umweltfaktoren (insbesondere der Ernährung) kann zum Beispiel die Erkrankungssymptome um bis zu drei Jahre hinauszögern. Bei schweren Fällen können chirurgische Eingriffe zum Einsatz kommen. Die juvenile pubische Symphysiodese ist ein wenig invasiver Eingriff an einer Wachstumsfuge des Beckens beim 4 (bis maximal 5) Monaten alten Welpen, der die Entwicklung einer HD verhindern kann. Auch bei älteren Tieren (6–10 Monate) lässt sich durch eine chirurgische Formveränderung des Beckens (Zweifach- Beckenosteotomie) die Entwicklung einer HD korrigieren.
Welche Hunde können untersucht werden?
Familienhunde Der Besitzer möchte die Veranlagung seines Hundes für die Entwicklung einer Arthrose als Folge einer HD abschätzen lassen
Aktive Hunde Für sportlich ambitionierte Tierbesitzer, oder für Tierbesitzer, deren Hunde eine intensive und kostspielige Ausbildung erhalten sollen (z. B. Blindenführhunde, Jagdhunde, Spor- thunde).
Zuchthunde Dies erlaubt den Züchtern einerseits gesun- de Zuchthunde auszuwählen, und anderer- seits hüftkranke Familienhunde frühzeitig zu behandeln. Eine Zucht ist nach operativen Eingriffen in jedem Fall ausgeschlossen!
Das Brachycephale Syndrom betrifft alle Hunde und Katzen, die durch die Zucht bedingt mit einer kurzen Nase ausgestattet sind. Die Knochen der Nase sind also sehr viel kürzer als bei anderen Tieren (teils auch gar nicht vorhanden). Zusätzlich kommen noch andere anatomische Veränderungen wie verengte Nasenlöcher, verdicktes und verlängertes Gaumensegel und zu enge Trachea (Luftröhre). Sekundär (durch die genannten anatomischen Veränderungen) kommen mit der Zeit vergrößerte Mandeln, verdickte Stimmtaschen und sogar Kollaps (Zusammenfallen) des Kehlkopfes dazu. Auf Grund des ständigen Unterdrucks der Atmung zeigen viele Hunde auch Magenprobleme wie Regurgitieren (Aufstoßen) und eine entzündete Magenschleimhaut.
Welche Symptome weisen Tiere mit Brachycephalem Syndrom auf?
Röcheln/Schnarchen
ständiges Hecheln und Unruhe
Atemnot bei geringer Anstrengung oder mittleren Temperaturen (ca. ab 23 Grad Celsius), die zu einem Kreislauf-Kollaps führen kann
häufige Augenentzündungen (Die Haut über der Nase wirft Falten und so ragen einzelne Haare des Fells in die Augen und können Verletzungen der Hornhaut und Entzündungen hervor rufen.)
Entzündungen der Haut (Haut, die Falten wirft, kann nicht ausreichend „Luft bekommen“ und entzündet sich.)
Welche Rassen leiden unter dem Brachycephalen Syndrom?
Hunde:
Mops
Französische Bulldogge
Englische Bulldogge
Boxer
Shih Tzu
Boston Terrier
und andere Hunde mit kurzen Nasen
Katzen:
Exotic Shorthair (Abbildung 2)
Perser
und andere Katzen mit kurzen Nasen
DIAGNOSE
Wie kann das Brachycephale Syndrom diagnostiziert werden?
Bei der Untersuchung schaue ich mir Ihr Tier erstmal allgemein an, um mögliche andere Erkrankungen frühzeitig erkennen zu können. Dann sehe ich mir die Nase näher von außen an und höre mit dem Stethoskop den Kehlkopf ab. Während der Narkoseeinleitung vor der OP sehe ich mir auch immer den Rachen und das Gaumensegel genau an. Sehr hilfreich kann ein CT vom Kopf und Brustkorb Ihres Hundes sein, um das Ausmaß der Erkrankung sehr genau feststellen und die richtige OP Methode wählen zu können. Wir besprechen dann gemeinsam die festgestellten Befunde und klären alle Fragen zur Operation. Nach der Operation besprechen wir abschließend, welche Maßnahmen notwendig waren, um Ihrem Tier das Atmen zu erleichtern.
BEHANDLUNG
Welche OP-Methoden werden bei der Nasen- und Gaumensegel-OP (Brachyzephalen-OP) angewandt?
Nase Ich wende hier eine modifizierte Nasenplastik (Trader Alaplastie und Vestibularplastik) an. Hierbei wird ein beachtlicher Teil der Nasenlöcher und der Nasenmuscheln operativ entfernt, sodass eine erheblich größere Öffnung als bei herkömmlichen Methoden entsteht.
Gaumensegel Ich wende hier die Folded Flap Palatoplastie an. Durch diese OP Technik wird das Gaumensegel gleichzeitig gekürzt und verdünnt (Abbildung 3).
Resektion (Entfernung) der Mandeln und der Stimmtaschen Die Mandeln werden entfernt, wenn sie vergrößert sind. Die Stimmtaschen liegen rechts und links am Eingang der Luftröhre und können durch ein ballonartiges Aufblasen die Luftröhre verlegen.
Nasenmuscheln Hier gibt es zwei verschiedene Operations-Methoden: 1) LATE (Laser Assisted Turbinectomy) Mit Laserlicht wird hier ein Teil der Nasenmuscheln, welches die Atmung erschwert, 2) Radiofrequenzchirurgie (Coblation) Diese Methode ist deutlich gewebeschonender, weniger invasiv und für mich die Methode der Wahl. Mit speziellen Celon-Sonden wird das Gewebe erwärmt und verödet. So schrumpft es und die Atenwege (die Nase) werden freier.
Ist die Narkose für meinen Hund/meine Katze gefährlich?
Es wird immer eine schonende Inhalationsnarkose durchgeführt, bei der Ihr Tier einen Atem-Tubus bekommt und zu jeder Zeit überwacht und bei Bedarf beatmet wird. Vor der Operation nehmen wir in der Regel Blut ab und messen charakteristische Blutwerte, um die Funktion der wichtigsten Organe des Körpers wie z.B. Leber und Niere zu kontrollieren und entsprechend die Narkose anpassen zu können. Die Aufwachphase ist bei brachycephalen Tieren am gefährlichsten, da die Atemwege eng sind und durch die Operation noch geschwollen. Ihr Tier bleibt so lange wie möglich intubiert und wird ständig durch geschultes Personal überwacht.
Wie lange muss mein Hund/meine Katze auf Station bleiben?
Ich führe den Eingriff der Brachyzephalen OP in der Regel ambulant durch. Das bedeutet, dass Sie Ihr Tier nach dem Aufwachen aus der Narkose wieder mit nach Hause nehmen können und zum vereinbarten Kontroll-Termin wieder mit ihm in die Tierarztpraxis kommen.
PROGNOSE
Kann das Gaumensegel nachwachsen? Wie ist die Prognose nach der Operation?
Die Brachyzephalen OP kann in keinem Fall zum Ziel haben, die Atmung wieder in Ihrer natürlichen, frei fließenden Form herzustellen. Brachyzephale Tiere leiden unter zuchtbedingten anatomischen Veränderungen, die eine normale, stressfreie Atmung sehr stark erschweren. Ziel der Operation kann es daher lediglich sein, dass Leben der Hunde und Katzen zu erleichtern, indem wir ihre Atemnot ein wenig reduzieren.
Sie haben Fragen zum Brachycepahlen Syndrom oder der Gaumensegel OP?
Das vordere Kreuzband (vKB) ist einer der wichtigsten Stabilisatoren des Kniegelenkes. Der Meniskus (Abbildung 1) ist eine knorpelartige Struktur, die sich zwischen Oberschenkel- und Unterschenkelknochen befindet. Es erfüllt viele wichtige Funktionen im Gelenk, wie Stoßdämpfung, Vergrösserung der Kontaktfläche zwischen den Gelenkanteilen und Vermeidung der Reibung des Gelenkknorpels. Der Meniskus wird häufig beschädigt, wenn das vKB reißt.
Der Kreuzbandriss ist einer der häufigsten Ursachen einer Lahmheit der Hintergliedmaße beim Hund. Die Entwicklung eines Kreuzbandrisses ist beim Hund viel komplexer als bei Menschen. Während der Grad der Lahmheit variieren kann, verursacht es auf lange Sicht immer Arthrose. Traumatische Rupturen (als Folge eines Unfalls) können bei Hunden auftreten, sind jedoch äußerst selten. Am häufigsten wird der Kreuzbandriss durch eine Kombination verschiedener Faktoren verursacht: Entartung des Bandes (Degeneration), Übergewicht, schlechte körperliche Verfassung und Rasse. Das Auffasern des Bandes ist das Ergebnis einer subtilen, langsamen Degeneration, die über einige Monate oder sogar Jahre stattfinden kann. Sehr selten ist es das Ergebnis eines akuten (plötzlichen) Traumas des Bandes. Dieser Unterschied zwischen Menschen und Hunden erklärt zwei wichtige Merkmale des Kreuzbandrisses beim Hund:
30 – 50% der Hunde, die ein Kreuzbandproblem in einem Knie haben, werden wahrscheinlich zu einem späteren Zeitpunkt ein ähnliches Problem auf der anderen Seite entwickeln.
Ein Teilriss des Kreuzbandes ist beim Hund sehr häufig und entwickelt sich im Laufe der Zeit häufig zu einem vollständigen Riss.
Die Krankheit betrifft Hunde aller Größen und Altersgruppen aber auch Katzen. Bestimmte Hunderassen haben bekanntermaßen ein höheres Risiko einer Kreuzbandpathologie (Rottweiler, Neufundland, Staffordshire Terrier, Mastiff, Akita, Bernhardiner, Chesapeake Bay Retriever und Labrador Retriever), während andere Rassen seltener betroffen sind (Greyhound, Dachshund, Basset Hound).
Weibliche kastrierte Hunde haben ein erhöhtes Risiko an einer Kreuzbanruptur zu erkranken. Die Ursache dafür ist bisher nicht 100% geklärt, und die Vorteile der Kastration Ihres Hundes (z. B. ein geringeres Krebsrisiko) überwiegen mit Sicherheit das Risiko einer Kreuzbandruptur. Für Neufundländer ist eine genetische Komponente nachgewiesen worden. Andere Risikofaktoren, wie schlechte körperliche Verfassung und Übergewicht, können von Tierbesitzern beeinflusst werden. Regelmäßige Bewegung ist daher für Ihren Hund essentiell.
SYMPTOME
Wie bereits erwähnt, ist bei Hunden eine progressive Degeneration des Kreuzbandes meistens der Fall – zuerst entsteht ein Teilriss des Bandes, der sich zu einer vollständigen Ruptur entwickelt. Möglicherweise bemerken Sie anfangs gar keine Lahmheit, insbesondere wenn beide Kniee betroffen sind. Ein häufiges Symptom ist, dass Hunde nicht mehr richtig sitzen können, sondern ein oder beide Hintergliedmaßen beim Sitzen zur Seite legen. Sie können eventuell auch folgende Symptome feststellen:
Schwierigkeiten beim Aufstehen
Probleme beim Springen ins Auto
Reduzierte Aktivität
Muskelatrophie (Verlust von Muskelmasse im betroffenen Bein)
Ein Klick-Geräusch beim Laufen (dass auf einen Meniskusriss hinweisen kann)
Schwellung an der Innenseite des Kniegelenkes (Narbengewebe)
Viele Hunde entlasten das betroffene Bein im Stehen, aber die Lahmheit ist beim Gehen weniger offensichtlich, insbesondere bei Teilrupturen des vKB. Wenn ein teilweise beschädigtes Band vollständig reißt oder der Meniskus beschädigt wird, kann Ihr Hund eine hochgradige Lahmheit zeigen und das Bein gar nicht mehr belasten. Diese Veränderung der Lahmheit kann plötzlich auftreten, meistens ohne schweres Trauma (ein minimales traumatisches Ereignis kann dazu führen, dass das teilgerissene Band vollständig reißt). Hunde mit einer chronischen (alten) Ruptur, zeigen normalerweise Symptome im Zusammenhang mit einer Arthrose, wie z.B.
Verminderte Aktivität
Steifheit
Unwilligkeit zu spielen
Schmerzen
DIAGNOSE
Die Diagnose oder der Verdacht eines Kreuzbandrisses kann durch eine Kombination aus einer orthopädischen Untersuchung und Röntgenaufnahmen gestellt werden. Eine spezielle Untersuchung, mit denen Tierärzte eine Kreuzbandruptur und somit eine Instabilität des Kniegelenkes bestätigen, ist die „Schubladenprobe“. Teilrupturen des Kreuzbandes lassen sich klinisch schwerer diagnostizieren.
Röntgenaufnahmen werden in der Regel durchgeführt und dienen zu:
Entdeckung von Gelenkerguss (Flüssigkeitsansammlung im Gelenk)
Evaluierung des Arthrosengrades
Ausschluss anderer Erkrankungen wie z.B. Knochentumore oder OCD (Osteochondrose)
Operationsplanung
Für bestimmte Operationen (TPLO, TTA) sind spezielle Röntgenaufnahmen unter Sedation (Betäubung) des Tieres erforderlich. Durch die Röntgenuntersuchung kann man den Zustand des Kreuzbandes oder des Meniskus nicht beurteilen, da diese Strukturen im Röntgen nicht sichtbar sind. Dies kann nur nach einer direkten (visuellen) Untersuchung des Bandes durch eine Gelenkspiegelung oder Arthrotomie (Eröffnung des Gelenkes). In der Regel erfolgt diese Untersuchung im Rahmen der Operation.
BEHANDLUNG
Für die Therapie eines Kreuzbandrisses stehen viele Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die erste wichtige Entscheidung ist zwischen einer chirurgischen und einer konservativen Behandlung. Die Therapieentscheidung hängt von vielen Faktoren ab (Aktivitätsgrad, Größe, Alter und Grad der Instabilität). Sie sollten sich an einen Chirurgen/Orthopäden wenden, sobald sie sie erste Symptome bemerken, damit die besten Ergebnisse erzielt werden. Generell sollte der vordere Kreuzbandriss bei Tieren operativ versorgt werden, damit der Bewegungsapparat ihres Hundes nicht dauerhaft eingeschränkt ist, quälende Schmerzen ausbleiben und die Lebensfreude ihres Hundes erhalten bleibt.
CHIRURGISCHE BEHANDLUNG
Bei der Operation werden folgende Ziele erreicht:
1) Untersuchung und ggf. Therapie von Meniskusschäden (die häufig im Zusammenhang mit einem Kreuzbandriss auftreten)
2) Wiederherstellung der Gelenksinstabilität
Um die Instabilität des Kniegelenkes zu beheben, stehen viele Operationsmethoden zur Verfügung. Die verschiedene OP-Techniken basieren sich auf unterschiedlichen Konzepten und können in zwei Gruppen eingeteilt werden:
Dynamische oder Osteotomie Techniken
Osteotomie Techniken erfordern einen Knochenschnitt (Osteotomie), der die Wirkung der Quadrizepsmuskulatur am Unterschenkel verändert. Die Stabilität des Kniegelenks wird erreicht, ohne dass das Kreuzband direkt ersetzt wird. Die Biomechanik des Kniegelenks wird verändert und somit wird das Band überflüssig.
Dies kann entweder durch Drehen des Plateaus des Unterschenkels (Tibia Plateau Leveling Osteotomy – TPLO) oder durch Vorschieben des Ansätzes des Musculus quadriceps femoris am Unterschenkel (Tibial Tuberosity Advancement – TTA) erreicht werden (Abbildung 2). Aus vielen verschiedenen Gründen bevorzuge ich die TPLO.
Bei der TPLO wird ein kreisförmiger Schnitt am oberen Teil des Unterschenkels durchgeführt und somit die untere Gelenkfläche des Knies gedreht. Diese Umstellung des Tibiaplateaus führt zur Stabilität, ohne dass das vKB benötigt wird. Die Osteotomie muss durch einer Knochenplatte und Schrauben stabilisiert werden (Abbildung 4). Diese werden nur selten entfernt. Die Tiere erholen sich im Vergleich zu den „Bandersatz“Techniken schneller und es werden wenige bis kaum Meniskusschäden nach der Operation berichtet.
„Bandersatz“ Techniken
„Bandersatz“ Techniken können in intra-artikulär (innerhalb des Gelenks und somit ein echter Bandersatz) und extra-artikulär (außerhalb des Gelenks) unterteilt werden. Beim Menschen ist der intra-artikuläre Ersatz des vorderen Kreuzbandes das Standardverfahren während es beim Hund bisher mit schlechten klinischen Ergebnissen verbunden war. Der intra-artikulärer Bandersatz wird bei Hunden erneut geforscht und war auch das Thema meiner Dissertation. Anhand neuartiger Entwicklungen (Zielgeräte, genauere Beschreibung der Ansatzpunkte des vK
B, neue Implantate) ist die Methode für die Zukunft vielversprechend.
Die am Häufigsten durchgeführte Methode wird als extra-artikuläre Stabilisierung (oder „lateraler Fadenzügel“) bezeichnet. Dabei wird starkes Nahtmaterial an der Außenseite des Kniegelenks platziert (Abbildung 3). Dieses Material hat als Ziel die Funktion des Kreuzbandes nachzuahmen und somit das Gelenk zu stabilisieren. Das Nahtmaterial unterschütz das Kniegelenk bis sich Narbengewebe um das Gelenk bildet und die stabilisierende Rolle übernehmen kann. Es gibt unzählige Variationen dieser Technik (verschiedene Materialien, Knotenmöglichkeiten und Befestigungsmöglichkeiten). Die häufigsten Komplikationen dieses Verfahrens sind ein frühzeitiges Versagen (Lockerung oder Bruch) der Naht, die fortschreitende Entwicklung von Arthrose und die Höhe Zahl an postoperativen Meniskusschäden. Das Implantatversagen tritt bei größeren und aktiven Hunden häufiger auf. Daher empfehle ich diese Technik nur für kleine Hunderassen, bei älteren oder inaktiven Hunden und bei Katzen. Die Hauptvorteile dieser Technik sind die geringeren Kosten und die Tatsache, dass sie weniger invasiv und schneller als die TPLO ist (kein Knochenschnitt notwendig).
POSTOPERATIVE BEHANDLUNG
Die postoperative Pflege der Tiere ist von entscheidender Bedeutung. Vorzeitige, unkontrollierte oder übermäßige Aktivitäten können zum Versagen der Implantate führen. In diesem Fall muss das Tier erneut operiert werden und im Fall der TPLO oder TTA sogar mit einer noch invasiveren Operation. Die richtige postoperative Versorgung beinhaltet unter anderem Leinenzwang für mindestens 6 Wochen.
Während die Kontrolle der Bewegung des Tieres streng zu kontrollieren ist, ist es auch essentiell die Muskelmasse und die Gelenksfunktion aufrechtzuerhalten. Studien zeigen, dass Physiotherapie die Genesung nach der Operation beschleunigt und das Endergebnis, unabhängig von der gewählten Operationstechnik, verbessern kann. Die Physiotherapie sollte aber erst mindestens zwei Wochen nach der Operation und immer nach Rücksprache mit dem Operateur beginnen.
Die Langzeitprognose nach einer chirurgischen Behandlung ist gut. Bei der Mehrheit der Fälle findet eine klinische Verbesserung statt. Leider schreitet die Arthrose unabhängig von der Behandlung fort, jedoch viel langsamer im Fall einer operativen Behandlung. Daher wird für jeden Hund mit einem Kreuzbanrdriss, unabhängig von der gewählten Operation, ein Arthrosenmanagement empfohlen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Arthrose eine irreversible Krankheit ist alles getan werden sollte, um ihre Entwicklung zu verhindern/verlangsamen.
Die zweithäufigste Komplikation ist die Verletzung des Meniskus. Aufgrund der Instabilität des Kniegelenks wird der innere (mediale) Meniskus am häufigsten beschädigt. Dies kann bereits vor oder sogar nach der Operation geschehen. Meniskusschäden werden bei Hunden behandelt, indem die beschädigten Teile des Meniskus, optimaler Weise durch einer Gelenkspiegelung, entfernt werden. Ein Meniskusriss ist sehr schmerzhaft. Meniskusreste können die Funktion des Gelenkes massiv einschränken und die Entwicklung von Arthrose beschleunigen.
KONSERVATIVE BEHANDLUNG
Die konservative Behandlung eines Kreuzbandrisses beinhaltet eine Kombination aus Medikamenten/Erzänzungsmitteln, Ruhighaltung/Physiotherapie und eventuell die Anwendung von Orthesen. Bei übergewichtigen Tieren ist die Gewichtsabnahme sehr wichtig.
Ruhighaltung und entzündungshemmende Medikamente
Die Lahmheit aufgrund einer Kreuzbandruptur wird in der Regel (oder zumindest bei den frühen Stadien der Krankheit) nach einer Behandlung mit Schmerzmitteln und Ruhighaltung besser. Insbesondere bei kleinen Hunden und im Fall eines Teilrisses des Bandes kann die Lahmheit vollständig verschwinden. Bei größeren Hunden bleibt jedoch meistens ein gewisser Grad an Lahmheit bestehen. Die Kombination von Schmerzmitteln und Ruhe ist an sich aber keine Behandlung, die das Knie stabilisiert. Bei manchen Hunden ist sie aber aus verschiedenen Gründen die einzige Option.
Physiotherapie
Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, dass die physiotherapeutische Behandlung durch einen ausgebildeten Therapeuten, die Genesung nach einer Operation vorantreiben und beschleunigen kann. Es gibt jedoch, im Gegensatz zu der Humanmedizin, kaum Anhaltspunkte dafür, dass es eine echte Alternative zur chirurgischen Behandlung ist. Allerdings ist die Physiotherapie bei Tieren mit mehreren Krankheiten oder bei älteren Tieren eine attraktive Option.
Orthesen
Angepasste Knieorthesen sind in der Hundeorthopädie relativ neu und daher liegen nur wenige wissenschaftliche Studien vor. Diese Behandlung ist jedoch für ausgewählte Patienten sehr wertvoll. Es handelt sich meistens um eine vorübergehende Lösung und für junge, aktive Tiere auf Dauer nicht geeignet.
Unter Kastration versteht man das Ausschalten der Keimdrüsenfunktion. Bei der Hündin handelt es sich dabei um die Eierstöcke (Ovarien), beim Rüden sind es die Hoden. Beim Hund wird in der Regel die „chirurgische Kastration“ durchgeführt, bei der die Keimdrüsen operativ entfernt werden. Als Alternative gibt es die „chemische Kastration“. Dabei wird die Inaktivierung der Keimdrüsen durch die Verabreichung von dafür entwickelten Medikamenten herbeigeführt.
Ziele der Kastration beim Hund (Rüden)
Grundsätzlich wird unterschieden zwischen einer therapeutischen Kastration bei Erkrankungen der Geschlechtsorgane (z.B. Hodeninfektion oder Hodentumor) und der Kastration eines gesunden Rüden aus präventiven Gründen und zur Haltungserleichterung.
Die Fortpflanzungsfähigkeit eines Rüden wird durch die Entfernung der Hoden irreversibel aufgehoben. Zusätzlich verschwinden die Erscheinungen, welche auf die Wirkung der Geschlechtshormone zurückzuführen sind. Die Ziele einer präventiven Kastration sind in erster Linie:
Beseitigung des sexuellen Triebes
Herumstreunen (wenn der Rüde auf der Suche nach einer läufigen Hündin ist)
Verbesserung von manchen Aggressionstypen
Hypersexualität
Vorhautausfluss
Hodentumore
Hoden- und Prostatainfektionen
Hormonabhängige Tumore am Anus (Perianal-adenome)
Zeitpunkt der Kastration
Manche Geschlechtshormonabhängigen Verhaltensmuster wie etwa Aggression zwischen Hunden und das Herumstreunen können mit der Zeit erlernte Verhaltensweisen werden und somit auch nach der Kastration bestehen bleiben. Deshalb empfehlen viele Tierärzte heutzutage die Kastration im ersten Lebensjahr. Eine Kastration im fortgeschrittenen Alter kann erlerntes Verhalten nicht rückgängig machen.
Wie geht man bei der Operation vor?
Bei der Operation werden die Hoden entfernt. Dieses passiert unter Vollnarkose und wird durch einen kleinen Schnitt vor dem Hodensack durchgeführt. Der Hodensack wird belassen, oder in seltenen Fällen mitentfernt. Die Wunde wird so wieder verschlossen, dass keine Fäden gezogen werden müssen. Die Nachsorge ist ähnlich wie bei jeder anderen Operation. Am Tag der Operation empfehlen wir nur kurze (ca. 5minütige) Versäuberungsspaziergänge. Für zwei Wochen nach der Operation sollte der Rüde an der Leine geführt werden, keinen Hundesport betreiben und nicht ins Wasser gehen.
Alternative zur chirurgischen Kastration
Die chemische Kastration funktioniert mittels einer Injektion. Dabei wird ein Stäbchen unter die Haut zwischen den Schulterblättern gesetzt, welches kontinuierlich die Hormonproduktion unterdrückt. Die maximale Wirksamkeit dieses Stäbchen ist ein ½ Jahr bis ¾ Jahr, somit muss diese Injektion mindestens alle 9 Monate wiederholt werden. Eine Möglichkeit ist, dieses Stäbchen einmalig zu injizieren, um damit die Kastration „auszuprobieren“.
Hat die Kastration einen Einfluss auf meinen Rüden?
Viele der allgemein bekannten Nachteile beruhen auf Vorurteilen. Der meistgenannte Nachteil ist, dass die Hunde übergewichtig und charakterlos werden. Kastrierte Rüden neigen tatsächlich etwas zum Übergewicht, allerdings ist dieses mittels Anpassung der Fütterungsration gut zu kontrollieren. Der Charakter eines kastrierten Rüden ändert sich nicht, die Intelligenz, die Verspieltheit und die Zuwendung werden normalerweise nicht durch die Kastration beeinflusst.
Unter Kastration versteht man das Ausschalten der Keimdrüsenfunktion. Bei der Hündin handelt es sich dabei um die Eierstöcke (Ovarien), beim Rüden sind es die Hoden. Beim Hund wird in der Regel die „chirurgische Kastration“ durchgeführt, bei der die Keimdrüsen operativ entfernt werden. Als Alternative gibt es die „chemische Kastration“. Dabei wird die Inaktivierung der Keimdrüsen durch die Verabreichung von dafür entwickelten Medikamenten herbeigeführt. Dieser Artikel bezieht sich auf die chirurgische Entfernung der Keimdrüsen.
Ziele der Kastration bei der Hündin
Grundsätzlich wird unterschieden zwischen einer therapeutischen Kastration bei Erkrankungen der Geschlechtsorgane (z. B. Vereiterung der Gebärmutter) und der Kastration einer gesunden Hündin aus präventiven Gründen und zur Haltungserleichterung.
Die Fortpflanzungsfähigkeit einer Hündin wird durch die Entfernung der Ovarien irreversibel aufgehoben. Zusätzlich verschwinden die Erscheinungen, welche auf die Wirkung der Geschlechtshormone zurückzuführen sind. Die Ziele einer präventiven Kastration sind in erster Linie:
Die Aufhebung der Fortpflanzungsfähigkeit
Die Verhinderung der Läufigkeitsblutung
Vorbeugung von Gesäugetumoren (Mammatumoren)
Vorbeugung von Erkrankungen der Geschlechtsorgane
Verminderung des Risikos eines Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Die Verhinderung einer Scheinträchtigkeit
Die Attraktivität für Rüden geht verloren
Zeitpunkt der Kastration
In welchem Lebensalter die Kastration erfolgt, muss im Einzelfall entschieden werden. Der Hauptvorteil der „Frühkastration“ (Kastration vor der ersten Läufigkeit) ist die Prävention von Tumoren in der Gesäugeleiste. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, an einem solchen Gesäugekrebs zu erkranken, bis auf 0,5 % gesenkt werden kann. Nach der ersten Läufigkeit ist die Wahrscheinlichkeit immer noch gesenkt, der Effekt ist aber nach der zweiten Läufigkeit nicht mehr vorhanden.
Im Zyklus der Hündin sollte die Kastration im Anöstrus erfolgen, das heisst in der Phase zwischen zwei Läufigkeiten. Während der Läufigkeit besteht eine höhere Blutungsneigung. Erfolgt die Kastration sehr früh nach der Läufigkeit, kann sich durch den abrupten Hormonabfall eine Scheinträchtigkeit entwickeln. Bei einer Hündin, die bereits mehrmals läufig war, empfehlen wir den Zeitpunkt der Kastration in der Mitte zwischen zwei Läufigkeiten zu planen.
Wie geht man bei der Operation vor?
Bei jungen Hündinnen ohne Veränderungen der Gebärmutter werden in der Regel nur die Eierstöcke entfernt. Eine Erkrankung einer gesunden Gebärmutter nach Entfernung der Eierstöcke ist nicht zu erwarten, da die Gebärmutter ohne hormonellen Einfluss inaktiv ist. Bei Hündinnen mit krankhaften Veränderungen der Gebärmutter wird diese mitentfernt. Ob nur die Eierstöcke oder zusätzlich die gesamte Gebärmutter mit entfernt werden, hat keinen Einfluss auf die Häufigkeit der unerwünschten Nebenwirkungen. Die Nachteile einer kompletten Entfernung der Geschlechtsorgane sind eine längere Narkosedauer und eine grössere Operationswunde.
Konventionelle Kastration
Die Entfernung der Eierstöcke und der Gebärmutter erfolgt durch einen Bauchschnitt, welcher – je nach Grösse der Hündin – in etwa 5 bis 20 cm lang ist. Die Erholungsphase und die Bewegungseinschränkung (Spazieren an der Leine) sind länger. Am Tag der Operation sind nur kurze (ca. 5-minütige) Versäuberungsspaziergänge empfohlen. Zwei bis drei Wochen nach der Operation sollte die Hündin nur an der Leine geführt werden, nicht mit anderen Hunden spielen, nicht springen und nicht ins Wasser gehen. Drei bis vier Wochen nach der Operation können Spaziergänge ohne Leine durchgeführt werden, Hundesport mit Sprungaktivität (v.a. Agility) sollte nicht durchgeführt werden. Ab der fünften Woche sind wieder alle Sportarten erlaubt.
Laparoskopische Kastration
Bei einer laparoskopischen Kastration werden minimal-invasiv die Eierstöcke entfernt. Diese Operationstechnik wird auch „Schlüsselloch-Chirurgie“ genannt und hinterlässt nur ein kleines Loch (ca. 1-2cm) in der Bauchdecke. Dieser Eingriff ist für die Hündin wesentlich schonender, da kein Bauchschnitt notwendig ist. Die Schmerzen werden dadurch auf ein Minimum reduziert, und die Erholungsphase ist deutlich verkürzt. Am Tag der Operation sind kurze (ca. 5minütige) Versäuberungsspaziergänge erlaubt. In der ersten Woche nach der Operation besteht keine Leinenpflicht und es sind normale Spaziergänge erlaubt. Hundesport und Baden ist ab der zweiten Woche wieder erlaubt.
Hat die Kastration einen Einfluss auf das Verhalten der Hündin?
Ob und welche Verhaltensweisen durch die Kastration beeinflusst werden ist nicht komplett geklärt, und kann bei jedem Individuum anders ausfallen. Die „Frühkastration“ führt dazu, dass Hündinnen länger ein verspieltes Junghundeverhalten zeigen können. Nach der Kastration verbessert sich unerwünschtes Verhalten wie z.B. Harnmarkieren, sexuelle Triebhaftigkeit und fehlgeleitetes Brutpflegeverhalten (d.h. kein Auftreten von Scheinträchtigkeit mehr). Für Hündinnen, welche zu Aggression neigen, bietet die Kastration keine Lösung für dieses Fehlverhalten.
Unerwünschte Nebenwirkungen der Kastration
Die Kastration als völlig bedenkenlos darzustellen, wäre falsch. Die Entfernung der Geschlechtsorgane bringt auch potentielle Nachteile mit sich. Diese können unterschiedlich ausfallen, je nach Rasse, Alter und Gesundheitszustand der Hündin zum Zeitpunkt der Kastration.
Gewichtszunahme
Einige Untersuchungen zeigen, dass kastrierte Hündinnen zu einer erhöhten Futteraufnahme und reduzierter Aktivität neigen. Es empfiehlt sich deshalb die Fütterung anzupassen, um eine Gewichtszunahme zu verhindern.
Harninkontinenz
Unkontrolliertes Harnträufeln in Ruhephasen ist die häufigste unerwünschte Nebenwirkung der Kastration bei der Hündin. Sie tritt durchschnittlich 2-3 Jahre nach dem Eingriff auf, kann aber auch erst im höheren Alter beobachtet werden. Hündinnen mit einem Körpergewicht über 20 kg sind dabei doppelt so häufig betroffen. Die Häufigkeit einer Harninkontinenz scheint abzunehmen, wenn die Hündin vor der ersten Läufigkeit kastriert wird.
Fellveränderungen
Bei Hunderassen mit langem seidigem Fell (z. B. Irish Setter, Cocker Spaniel) und bei Collies kann es nach der Kastration zur Ausbildung eines Welpenfells kommen. Bei kurzhaarigen Hündinnen wird sehr selten eine Verminderung der Behaarung an den Flanken beobachtet.
Beeinflussung der körperlichen Entwicklung
Mit dem Pubertätseintritt kommt es zum Verschluss der Knochenwachstumsfugen und damit zum Ende des Wachstums. Findet die Kastration vor der 1. Läufigkeit statt verzögert sich dieses Ereignis. Die Hündinnen können dadurch minimal grösser werden. Ob sich das Risiko für Gelenkserkrankungen durch die „Frühkastration“ erhöht, wird kontrovers diskutiert.
Veränderungen der äusseren Geschlechtsorgane
Die normale Entwicklung der äusseren Geschlechtsorgane wird durch die Sexualhormone gesteuert. Durch Wegfall der Sexualhormone nach einer Kastration bildet sich die Scham zurück und bleibt klein. Bei Hündinnen mit einer sehr kleinen Vulva (Schamlippen) kann sich, in seltenen Fällen, eine ausgeprägte Hautfalte um die Vulva bilden, in welcher sich eine schmerzhafte Entzündung ausbreiten kann. Sollte dies der Fall sein, muss eine chirurgische Entfernung des überstehenden Hautstreifens empfohlen werden.